Die Herkunft der Maine Coon
Die große, stämmige amerikanische Waldkatze, die so genannte Maine Coon, ist wahrscheinlich mit Einwanderern aus Europa nach Amerika gekommen. Ohne züchterische Einflussnahme passte sie sich im Lauf der Zeit an die unwirtlichen Lebensbedingungen an. Das dichte, halblange, Wasser abweisende Fell mit viel Unterwolle schützte sie im harten, schneereichen Winter der Nordstaaten Nordamerikas vor der Kälte. Im heißen Sommer dagegen trägt sie ihr leichtes Sommerkleid ohne Halskragen. Das Markenzeichen der Maine Coon Katze ist der an den Waschbären erinnernde, lange buschige Schwanz. Daher ihr Name, der sich vom Waschbären (engl. racoon) und dem neuenglischen Staat Maine in den USA ableitet.
Kräftig und muskulös musste die Maine Coon sein, denn sie musste sich ihr Futter eigenständig fangen, ihre Besitzer hatten selbst oft nicht viel zum Überleben. „Robuste Farmkatze“ ist wohl die treffendste Beschreibung für die Maine Coon, die von ihren Besitzern liebevoll „Shaggycat“ genannt wurde. Die prächtigsten Exemplare wurden bereits um 1860 auf landwirtschaftlichen Schauen präsentiert. 1895 war die beste Katze der ersten offiziellen Katzenausstellung Nordamerikas im Madison Square Garden in New York City ein Maine Coon - Kastrat namens Cosie.
Als zunehmend exotischere Katzenrassen wie Siam oder Perser in die USA eingeführt wurden, schwand das Interesse für diese bodenständige Provinzschönheit, und die Maine Coon geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Erst in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts erlebte sie einen neuen Aufschwung. 1953 wurde „The Central Maine Cat Club“ gegründet, die Maine Coon erhielt einen offiziellen Standard sowie Ausstellungsstatus und wurde immer öfter auf Schauen gezeigt. Sie erfuhr einen rasanten Aufschwung, viele Liebhaber erlagen dem dezenten Charme der bärigen, gutmütigen „Riesenkatzen“.
Schließlich gelangte die Maine Coon wieder auf den alten Kontinent, von dem sie einst ausgezogen war, um die Neue Welt zu erobern. Als teure Importkatze betrat sie europäische Schauhallen, zuerst nur ganz vereinzelt, dann in großer Zahl. Das Eis war gebrochen, die skeptische europäische Liebhabergemeinde der Rassekatzen erkannte die „neue“ alte Rasse aus den Staaten als gleichberechtigt an. Auf ihrem Siegeszug füllte sie in den neunziger Jahren die Ausstellungshallen mehr als jede andere Katzenrasse.
Doch kein Sieg ohne Schattenseiten. Mit der Beliebtheit der Rasse und der riesigen Nachfrage nach Jungtieren stieg die Zahl der Züchter entsprechend an. Die Ziele zur Erhaltung der ursprünglichen Eigenschaften, Gesundheit, Fellqualität und Farben wurden dabei leider zu oft vernachlässigt, durch Einkreuzung von anderen Rassen wie Perser und Colourpoint - Katzen wurde der Typ der Maine Coon verfälscht. Es tauchten in Maine Coon - Würfen Jungtiere mit Maskenzeichnung wie bei Siam auf. Die wahrlich große Katze – ausgewachsene Kater bringen, ohne überfüttert zu sein, stolze 9 bis 10 kg auf die Waage, Kätzinnen immerhin noch 5 bis 6 kg – wurde durch unvernünftige Zucht immer kleiner und zierlicher. Für einige Zeit in ihrer kurzen Zuchtgeschichte schien die typische Maine Coon schon fast verloren. Erbliche Krankheiten wie Hypertrophe Kardiomyopathie – eine Herzerkrankung, die zu plötzlichem, frühen Tod führen kann – und Hüftgelenksdysplasie, die wie bei den betroffenen Hunderassen Beschwerden in der Bewegung verursacht, wurden durch unvorsichtige Zucht in die sonst so gesunde Katzenrasse eingeführt.
Gerade noch rechtzeitig erkannte man, dass die Rasse aber rein, in ihrer natürlichen ursprünglichen Schönheit, fernab von Modetrends erhalten bleiben muss. Dessen ist sich der verantwortungsvolle Züchter, dem wirklich an der Maine Coon liegt, heute bewusst. Er kann dem Kaufinteressenten mittels entsprechender tierärztlichen Untersuchungsergebnissen die Gesundheit seiner Zuchttiere bestätigen